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Das Versagen der Regierung Kohl in der Frage einer autonomen Wolgadeutschen Republik

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Am 28. August 1941 erging das Dekret (auch Ukas genannt) des Obersten Sowjets „Über die Umsiedlung der Deutschen, die in den Volga-Rayons leben,“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Russlanddeutschen) als dessen Folge wurden über 800 000 Deutsche aus ihren Siedlungsgebieten in die Regionen Altaj und Krasnojarsk, die Gebiete um Omsk und Nowosibirsk sowie in die seinerzeitige Sowjetrepublik Kasachstan verbracht.

Die „Autonome Sozialistische Sowjetrepublik der Wolgadeutschen“ wurde vom Sowjetregime aufgelöst. Das unbeschreibliche Leid, das allen diesen Deutschen unabhängig von Alter und Geschlecht danach widerfuhr, ist heute nur zu einem geringen Teil aufgearbeitet.

Wurden in den 1970ern und 1980ern von den Wolgadeutschen vereinzelte und zaghafte Autonomieforderungen gestellt, änderte sich dies mit der von Mihail Gorbatschow angestoßenen Perestroika: Der Obersten Sowjet der nun Russländischen Föderation erließ zwei Gesetze, die bis heute die praktische Rehabilitierungspraxis im Land prägen: „Über die Rehabilitierung der repressierten Völker“ vom 26. April 1991 und „Über die Rehabilitierung von Opfern politischer Repressionen“ vom 18. Oktober 1991:

„Darin wurden alle Maßnahmen des stalinschen Regimes gegenüber den deportierten Völkern, die »dem Genozid und verleumderischen Angriffen ausgesetzt worden waren,«, erneut für »ungesetzlich und verbrecherisch« erklärt.“

All dies ist kurz aber hervorragend geschildert in dem „Memorandum“ über die 70 Jahre dauernde Deportation der Russlanddeutschen von Viktor Krieger (http://wolgadeutsche.net/krieger/Memorandum_70_Jahre_Deportation.pdf)

In das Gezerre um eine autonome Wolgadeutsche Republik klinkten sich nach der Wende 1989 die deutsche Bundesregierung ein; es wäre noch zu ergründen, welchen DM-Betrag diese in das Projekt „Wolgarepublik“ steckte. Fakt aber ist, dass dieses Projekt schon in seinen Anfängen „Stückwerk,“ wie es Hugo Wormsbecher, der damalige Sprecher der Russlanddeutschen in einem SPIEGEL-Interview (Nr. 19/1993, S. 47ff.) bezeichnete, war.

So war es nur konsequent, wenn Boris Jelzin, um einerseits mehr deutsche Gelder zu erpressen, aber auch andererseits die eigenen russischen Anhänger im Wolgagebiet zu beruhigen, am 8. Januar 1992 diesen erklärte:

„Ich will hier eine verbindliche Erklärung abgeben, damit das allen klar ist: Dort, wo es keine kompakte Ansiedlung der deutschen Bevölkerung gibt, d.h. wo die Wolgadeutschen keine Mehrheit bilden, wird es keine Autonomie geben! Das versichere ich als Präsident! (Aus der Menge: „Hurra!“). Anders steht es mit dem 300 000 Hektar großen militärischen Testgelände im Wolgograder Gebiet, das unbesiedelt ist und von Marschall Schaposchnikow freigegeben wurde. Und dort, nehmen wir an, werden sie angesiedelt. Und sie sollen diesen Boden, der mit Geschossen gespickt ist, sie sollen ihn also bearbeiten. Und Deutschland wird dabei mithelfen. Irgendwann wird dann dort vielleicht so ein Bezirk entstehen, vielleicht auch ein Rayon, ein nationaler Rayon der Wolgadeutschen, aber erst dann, wenn dort 90 Prozent Deutsche sein werden.“ (Krieger, S. 28)

Unter diesen Voraussetzungen konnten, trotz dem unermüdlichen Engagement des seinerzeitigen Bundesbeauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen, Horst Waffenschmidt – auch: „der Apostel der Russlanddeutschen“ genannt – die Deutschen aus Russland nicht zu dem „Brückenvolk“ (DER SPIEGEL) werden, das der Kohlregierung vorstrebte.

So ist es nur konsequent, wenn auch dieses Versagen Kohls im Umgang mit den Deutschen aus Russland derzeit der Union auf die Füße fällt.

Herbert Karl
Bundessprecher

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