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Der Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung verkommt zu einer Merkel-Apologie

Am 20. Juni 2018 fand medienwirksam – wie alle Auftritte Frau Merkels – der bundesweite Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung in Berlin statt. Das für politische Kleingeister inszenierte Merkel-Seehofer-Geplänkel um Schließung der deutschen Grenz hatte eben seinen Höhepunkt erreicht: Das – in der „Siebenbürgische Zeitung“ vom 10. Juli und in der „Banater Post“ vom 20. Juli – Bild auf der Titelseite sollte offensichtlich diese Spannung einfangen: Allein Herr Fabritius schaut etwas unsicher auf die Protagonisten in der ersten Reihe.

Nach dem Innenminister sprach der ehemalige Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für die Vertriebenen – und Aussiedlerseelsorge, Gerhard Pieschl, über die Zurücksetzung als Mitglied der deutschen Volksgruppe und über die Umstände der Vertreibung aus der – wie sie damals noch hieß – „Tschechei“. Er erwähnte, dass die Deutschen mitsamt ihrer Kirche vertrieben wurden; weiter schilderte er den schwierigen Anfang im Deutschland der Nachkriegszeit.

Nach dem Kirchenmann gab Dr. Umeswaran Arunagirinathan, ein „kleiner Mangobaum“ wie er sich selbst nannte, seinen Erlebnisbericht zum Besten: Die Familie in Sri Lanka sammelte Geld, um dem Zwölfjährigen mittels Schlepper die Flucht nach Deutschland zu ermöglichen; hier legte er sodann eine Vorbildkarriere zum Herzchirurgen hin: Er bedankte sich auch sehr höflich für die ihm hierzulande erfahrene Unterstützung.

Die Kanzlerin sah in diesen angerissenen Biographien, dass Vertreibung nichts Abstraktes darstelle, dahinter steckten persönliche Schicksale; dies verändere unser Land und stelle gleichzeitig eine Verpflichtung, u.a. für eine gemeinsame europäische Asyl- und Migrationspolitik und verstärkte Hilfen in den Krisengebieten dieser Welt einzutreten, dar. Weiter meinte sie, Heimatvertriebene waren Opfer, „die bitteres Unrecht erlitten haben,“ dieses wäre allerdings „eine unmittelbare Folge des von Deutschland begonnen Zweiten Weltkriegs und der unsäglichen Verbrechen“ der Nazidiktatur gewesen.

Abschließend sprach der Präsident des BdV, Bernd Fabritius; er finde es gut, „dass wir uns seit einiger Zeit wieder mehr mit Heimat beschäftigen.“ Insbesondere forderte er, dass man der zivilen Toten der Vertreibung der Deutschen aus dem Osten mehr gedenke. Der nationale Gedenktag wäre der Rahmen, um an jede Vertreibung und jede ethnische Säuberung zu erinnern, deshalb bedankte er sich hierfür ausdrücklich bei der Bundesregierung.

Soweit die Berichterstattung der „Zentralorgane“ der beiden aus Rumänien stammenden Volksgruppen; allerdings hätte man eine etwas differenziertere und kritischere Herangehensweise an das heikle Thema Flucht und Vertreibung erwartet: Auch die Medienorgane der Vertriebenen verkommen zusehends zu willfährigen Handlangern der von Frau Merkel vorgegebenen Richtung, so wie es der unter der Regie von Fabritius stehende BdV schon seit geraumer Zeit ist.

Die Vermengung der Schicksale von Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Siedlungsgebieten im Osten mit den Narrativen der vermeintlich Asyl Begehrenden aus der ganzen Welt ist seit geraumer Zeit offizielles Bestreben des BdV. Dieser ist zu einem Wurmfortsatz der kleinen GroKo verkommen: Der Widerspruch zwischen der systematischen ethnischen Säuberung der ehemaligen deutschen Ostgebiete nach Kriegsende und der Situation von Wirtschaftsflüchtlingen aus Asien und Afrika wird von den BdV-Funktionären bewusst übergangen.

Andererseits ist es schon billige Wahlkampftaktik, wenn Frau Merkel plötzlich von Unrecht spricht, das den Deutschen nach 1945 widerfuhr: Die entsprechende Reaktion aus Prag blieb auch nicht aus. Hierüber kein Wort in den beiden erwähnten Blättern. Dafür wird aber die Klaviatur „Heimat“ rauf und herunter gespielt; selbstredend wird dabei nicht erwähnt, dass es die AfD war, die diesen bislang von politisch links Stehenden verpönten Begriff in den politischen Diskurs brachte.

In ihrer Kanzlerin-Apologie sind sich auch die Vertriebenenmedien – Vorreiter wie so oft die „Siebenbürgische Zeitung“ und die „Banater Post“ – beide Beiträge stammen übrigens von Marc-P. Halatsch, dem Hofchronisten des Herrn Fabritius –, nicht zu schade, Merkels verfehlte Asylpolitik medial zu begleiten.

Herbert Karl

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