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Alle Wege führen nach Osten: Chinesische Hauptkunden des Königsberger Bernsteinwerks lassen Vertrag auslaufen, Kombinatsdirektor Zazepin setzt vorgeblich auf Direktverkauf seiner Schmuckproduktion

von Thomas W. Wyrwoll

Königsberg – Auf den ersten Blick sah die im Frühjahr auffallend spät präsentierte Bilanz des – amtlich immer noch unter der sowjetischen Dinosaurierbezeichnung „Kombinat“ geführten und jüngst sogar noch zum „Kombinat No. 9“ zurechtstilisierten – Königsberger Bernsteinwerks für das Jahr 2019 recht gut aus: Offiziell betrug der Erlös für den ermäßigten Verkauf von 250 Tonnen Bernsteins an örtliche, d.h. russisch-ostpreußische Unternehmen 1,4 Milliarden Rubel, der von 190 weiteren Tonnen zu Normalpreisen an ausländische Käufer ebenfalls. Zusammen mit den knapp 30 Tonnen des eigenen Werksverkaufs an Endkunden ergibt dies Gesamteinnahmen von 3,2 Milliarden und einen Reingewinn von 1,1 Milliarden Rubel.

Wer genauer hinsieht, entdeckt auf der Bilanz allerdings so manchen Schönheitsfleck. Diesmal sind es freilich weder die unbeherrschbar-mafiösen Strukturen des postsowjetisch-ostpreußischen Bernsteinsumpfs noch die Absurditäten von sachfremden Moskowiter Anweisungen an das Kolonialpersonal im fernen Beuteland, welche die Bilanz schmälern: Es ist der mit Abstand größte Kunde der russischen Bernsteinförderer, der jetzt mit einem Musterbeispiel moralbefreiter Marktwirtschaft aufwartete. Das chinesische Unternehmen „Dschiangsu-Julinglonger Juwelen-Industrie“ hatte im Dezember 2016 einen Quasi-Monopolvertrag mit der inzwischen zu Russlands zentralem Rüstungs- und Technologiekonzern Rostech gehörenden weltgrößten Bernstein-Förderstätte geschlossen, der beiden Seiten erhebliche Vorteile brachte: Die Chinesen konnten beinahe die Hälfte der Jahresförderung langfristig zu einem festen Vorzugspreis erwerben und so zum Weltmarktführer in Sachen Bernsteinschmuck aufsteigen, die Russen erhielten im Gegenzug Kaufgarantien für einen großen Teil ihrer Produktion und damit verlässliche Einnahmen. Zudem hatten die Chinesen vertraglich zugesichert, die Hälfte des erworbenen Ostseegoldes vor Ort im Königsberger Gebiet durch russische Firmen verarbeiten zu lassen, so dass sich die Neu-Ostpreußen auf den Geschmack der in den Bernstein vernarrten Asiaten einstellen können und durch den Verkauf von Endprodukten nunmehr ein größeres Stück vom chinesischen Kuchen abbekommen sollten.

Es kam letztlich aber alles doch ganz anders, und das Bernsteinwerk hat seinen ursprünglich für mindestens noch eine Verlängerung angedachten Vertrag am Jahresende 2019 vorzeitig gekündigt. Der Grund war, dass die Chinesen sich nicht an die Abmachungen hielten und weder die für 2019 zum Ende der regulären Laufzeit vereinbarten letzten beiden Tranchen von jeweils 100 Tonnen Bernstein gekauft noch jemals zuvor für die versprochene Verarbeitung vor Ort gesorgt hatten, wie Werksleiter Michail Zazepin der russischen Nachrichtenagentur Interfax gegenüber mitteilte. Der finanzielle Verlust würde sich allerdings in Grenzen halten, da die asiatischen Partner ihre Hauptabnahmepflichten in den Jahren 2017 und 2018 mit insgesamt 610 Tonnen pflichtgemäß erfüllt hätten. So ganz darf man dieser Aussage freilich nicht trauen: Noch im Juni 2019 hatte der einst als „Aufräumer“ an den Pregel entsandte Sibirjake Zazepin die Chinesen als „unersetzbare Kunden” beschrieben und die Zusammenarbeit mit ihnen als „äußerst erfolgreich“ in den höchsten Tönen gelobt. Die Einnahmen durch die Verkäufe an sie würden dem Unternehmen, so hieß es seinerzeit vollmundig, erstmals seit Jahrzehnten eine umfassende Erneuerung seiner technischen Ausstattung erlauben, was auch der Hauptgrund für den Vertragsabschluss gewesen sei – man hätte jetzt sogar endlich die bereits seit 30 Jahren im Einsatz befindlichen und damit noch endsowjetzeitlichen Schreitbagger ersetzen können, die neben der Strahlspülung das maschinelle Rückgrat der Grobförderung bilden. Die jüngste Einlassung des Direktors sollte also wohl suggerieren, dass alles vom Werk Angestrebte schon bis Anfang 2019 erreicht worden und damit eigentlich alles in bester Ordnung wäre.

Ehrlich war diese politisch wie verhandlungstaktisch motivierte Aussage offensichtlich nicht, denn für das Bernsteinkombinat bedeutete der Ausfall seines Hauptkunden nämlich in Wirklichkeit, dass ein Abnehmer für knapp die Hälfte der üblichen Jahresproduktion und damit bereits verplante Einnahmen von fast anderthalb Milliarden Rubeln fehlten – ein Leck, das sich naturgemäß nicht einfach ignorieren lässt. Die dadurch hervorgerufene Notlage erklärt denn auch die weitgehende Einstellung der Bernsteingewinnung in den letzten beiden Monaten des Vorjahres ebenso wie die offensichtlich händeringenden Bemühungen des Werksdirektors, schon früher auf dem Bernsteinforum 2019 in Rauschen Verträge mit dem großen japanischen Schmuckhersteller Beoluna abzuschließen. Letzteres erwies sich offenbar als schwierig, so dass konkrete Angaben über die dabei angeblich erfolgten Abschlüsse ausblieben. Das so an die Wand gedrückte Bernsteinwerk sah sich daher ab der zweiten Jahreshälfte gezwungen, neue Abnehmer in anderen Weltgegenden zu suchen. Gedacht hat man dabei vor allem an den Nahen Osten – aber auch daraus wurde nichts. Eine angeblich im Zuge der räumlichen Ausweitungspläne zur Aquirierung neuer Käufer angesetzte Bernsteinauktion im November konnte nicht einmal eine bescheidene Tonne des “Preußischen Goldes” absetzen, und das zu allem Übel fast auch noch zum Aufrufpreis – sie erbrachte weniger als eine Million Rubel. Im Dezember sah sich das Werk sogar genötigt, erstmals in seiner Geschichte besonders wertvolle Stücke aus der eigenen Sammlung, sog. Inklusen, also Bernsteineinschlüsse von Pflanzen und Tieren, in einer offenen Auktion abzustoßen. Auch dies noch als Werbemaßnahme abzutun fällt allerdings zunehmend schwer: Eher dürfte es sich um einen Notverkauf zur Begleichung akuter finanzieller Ausstände gehandelt haben. In jedem Fall erwies sich die Verkaufslage des Unternehmens am Ende des Jahres als einziges Debakel.

Dieses vernichtende Ergebnis konnte nicht öffentlich stehenbleiben, zumal ein Königsberg-Besuch der einflussreichen Vorsitzenden des Russländischen Föderationsrates, Valentina Matwijenko, ins Haus stand, die noch dazu für ihr persönliches Interesse am Bernstein bekannt ist. So suchte Zazepin auch nach dem Jahresende unter Hochdruck weiter neue Kunden, deren dringend benötigte Einkäufe dann offenbar stillschweigend rückwirkend für 2019 verrechnet werden sollten. Fündig wurde er schließlich nach erheblichen Bemühungen – vermeintlich – in den baltischen Staaten und in der Türkei, die ihm zuguterletzt überraschend einen Großteil der jetzt unter der summarischen Rubrizierung “Ausland” verrechneten 190 Tonnen des Ostsee-Goldes abnahmen. Der Gesamterlös aus dem Auslandsverkauf betrug im Anschluß zumindest nach offiziellen Angaben genau die besagten und politisch gewünschten 1,4 Milliarden Rubel und lag damit deutlich unter dem einstmals mit den Chinesen verhandelten Betrag. Auch von einer örtlichen Weiterverarbeitung war nun natürlich nicht mehr die Rede.

Kann es aber sein, dass die kleinen baltischen Staaten mit einem Mal ihre bisher überschaubare Produktion von Bernsteinschmuck bzw. -souvenirs zu vervielfachen und die türkischen Juweliere ihre lange etablierte Fertigung von Preziosen so schnell auf ein für sie und einen Großteil ihrer Kunden weitgehend ungebräuchliches Material umzustellen vermochten? Und kann es sein, dass die Chinesen ihren sicher weiterhin bestehenden erheblichen Bernsteinbedarf allein von der „Halde“, also aus den verbliebenen Resten ihrer bisherigen offiziellen Einkäufe sowie aus den freilich immer noch reichlichen illegalen Grabungen im Königsberger Gebiet und in der Ukraine befriedigen konnten? All dies erscheint höchst unwahrscheinlich. Es sollte also nicht überraschen, wenn die neuen Kunden, egal ob es sich bei ihnen um Balten und Türken oder um Vertreter der am Bosporus nicht wenigen Uiguren bzw. anderer Ethnien handelt, die inzwischen allesamt über vielfältige Kontakte nach China verfügen, letztlich als Strohmänner der bisherigen chinesischen Käufer agieren und ein Großteil des von ihnen verbilligt erworbenen Bernsteins anschließend doch wieder zum alten Empfänger nach China gelangt – allerdings zu für diesen Erwerber deutlich günstigeren Bedingungen als früher. Der globale Hauptmarkt für Bernstein bleibt nämlich eindeutig auch weiterhin das Reich der Mitte, dessen Bevölkerung den Baltischen Succinit besonders aufgrund seiner „Jadeähnlichkeit“ schätzt, ihren großen Nachbarn im Norden hingegen traditionell wenig ernst nimmt und gerne bereit ist, eine vorhandene Marktmacht gegenüber einem solchen nicht als gleichwertig erachteten Partner auch mit Hilfe von Tricksereien umfassend auszuspielen.

All diese Fakten scheinen freilich auch „den Russen“ nicht entgangen zu sein: Die gewiefte Matwijenko – von ihrer Herkunft her eigentlich Ukrainerin, beherrscht sie die Klaviatur der russländischen Politik schon seit Jahren perfekt – verschob ihren Königsberg-Besuch augenscheinlich „zur Sicherheit“ auf unbestimmte Zeit und ließ Direktor Zazepin aus der Ferne eine „Ehrenurkunde“ überreichen: Mit einer solchen Anerkennung lehnt man sich im fernen Moskau sicher nicht zu weit aus dem Fenster. Auch der sibirische Vordenker Zazepin operierte nun mit einer neuen Strategie und will künftig mit großen Worten angekündigte, indes vom Format her kleinere Brötchen backen, die sich allerdings bereits im Vorjahr als durchaus einträglich erwiesen: Ab 2020 soll das Neu-Königsberger Unternehmen nämlich, wie es offiziell heißt, „den russischen Markt“ stärker ins Auge fassen, da der nach vermeintlichen Berechnungen erst „zu 1,2 %“ erschlossen sei. Zu diesem Zweck sollen jetzt erstmals eigene Verkaufsstellen im östlichen „Mutterland“ eröffnet werden – allerdings weder in Moskau noch in St. Petersburg oder dem aufstrebenden Kasan, sondern bezeichnenderweise in Irkutsk, Ulan-Ude und Wladiwostok. Dass ein Verkauf in diesen drei zentralen sibirischen Handels- und Touristenstädten praktisch nicht auf Russen, sondern vor allem auf chinesische Endkunden oder zumindest auf chinesische Zwischenhändler abzielt, liegt auf der Hand. Der hier mögliche und im Vergleich zur Rohbernsteinveräußerung deutlich einträglichere Absatz von sog. Juwelierarbeiten sollte daher noch in diesem Jahr durch eine Erhöhung der eigenen Weiterverarbeitungsmenge von zwei auf immerhin vier Tonnen Ausgangsmaterial angeschoben werden.

Solche bescheidenen Mengen machten sich freilich nach außen letztlich doch nicht hinreichend gut. Ende März verkündete daher ein rhetorisch sichtlich um Optimismus bemühter Zazepin, dass „man“ sich bereits jetzt und damit so früh wie nie zuvor auf den Verkauf von fast der gesamten auf 400 Tonnen angesetzten Jahresproduktion des neuen Bergbaujahres „geeinigt“ habe. Dies sollte nach einem bereits erfolgten Verkauf eines Großteils der angedachten Produktion und damit nach deutlich mehr klingen, als es tatsächlich aussagte – nämlich dass der Bernsteinverkauf des laufenden Jahres bereits jetzt, und zwar im Rahmen von 12 Auktionen, geplant worden war. Irgendeinen Verkauf hatte es bis dato nicht gegeben. Selbst die zeitgleich mitgeteilte anvisierte Fördermenge lag nochmals um fast ein Sechstel unter der des Vorjahrs, in dem zum Schluss über gut zwei Monate der eigentlichen Fördersaison hinweg keinerlei Bernsteingewinnung erfolgte. Dieser Stillstand setzte sich auch im laufenden Jahr fort, in dem der Abbau angeblich wegen der „Corona-Epidemie“ erst am 18. Mai und damit um rund zwei Monate später als normal begann.

Das alles klingt nicht recht nach einem Erfolg. Zum Erhalt des benötigten positiven Narrativs zog Zazepin daher noch einen angeblichen Trumpf aus dem Ärmel: „Ein Käufer“ wäre bereit, dem Werk im kommenden Jahr stolze 300 Tonnen Bernstein abzunehmen – mehr als irgendein anderer Kunde jemals zuvor. Wer dieser ominöse Großaufkäufer sein könnte, verriet der Direktor freilich nicht, und von den angeblich nur wenige Wochen zuvor akquirierten baltisch-türkischen Großkunden war nun plötzlich auch nicht mehr die Rede. Die angekündigte Menge ließ faktisch nur an ein chinesisches Déjà-vu denken, wenn man sie denn ernst nehmen wollte. Vielleicht hatte sich Zazepin seine vor selbständigen Königsberger Bernstein-Handwerkern gemachten Ankündigung nicht wirklich überlegt: Angesichts der sich in den Augen eines solchen Publikums gar zu schnell andeutenden Abhängigkeit von einem sicher auch seine Wünsche nach konkreten Chargen resolut durchsetzenden Mega-Aufkäufer war der Propagandist in eigener Sache dann nämlich sogleich etwas ungelenk bemüht, die erwarteten Sorgen seiner Zuhörer zu zerstreuen: Für sie werde „definitiv genug“ Bernstein übrigbleiben.

Im Juni schrieb das weiterhin um einen schönen Schein bemühte Werk sogar formal „50 + X“ Stellen für Kunsthandwerker in der eigenen Schmuckproduktion aus. Laut den bei der Mitteilung des Vorhabens zitierten Worten des Direktors wollen die Neu-Königsberger künftig nämlich den Hauptteil der eigenen Förderung selber verarbeiten und dazu „bis zu 350 Mitarbeiter“ in diesem Bereich beschäftigen. Ob der „neue Hauptkunde“ aus dem ersten Quartal und die „baltisch-türkischen Großkunden“ der Wochen zuvor das schon wussten? Vielleicht brauchte es sie auch gar nicht zu kümmern, denn die genaueren Ausschreibungsbedingungen wirkten bei Lichte betrachtet nicht sonderlich attraktiv. Vermutlich damit dies nicht allzu sehr auffiel, waren diese Anzeigen dann auch schon nach kurzer Zeit wieder verschwunden. Sollten zum Schluss also auch diese beiden Ankündigungen, d.h. die der Akquirierung des Großkunden wie die der eigenen Expansionspläne, ebenso wie Zazepins ähnlich zuversichtliche Worte ziemlich genau ein Jahr zuvor, wiederum nur verhandlungstaktischer Natur gewesen sein? Wie desolat die Lage für die russische Bernsteinindustrie tatsächlich ist, zeigte sich ausgerechnet am 21. Juni, dem seit jeher bei den baltischen Völkern mit dem Bernstein verbundenen Tag der Sommersonnenwende: Vorgesetzte Instanzen in Moskau entblödeten sich nicht, der Netzseite „The Duran“, einem der beiden bisher wichtigsten englischsprachigen Propagandablogs der russischen Regierung, einen peinlichen Werbetext für „russischen Bernstein“ aufzunötigen, der in seiner schreienden Primitivität das bisher eher ansehnliche Niveau dieses Portals um Welten unterschritt. Von der langen deutschen Geschichte der Bernsteingewinnung war in ihm nirgends die Rede, und selbst das allein von ethnischen Deutschen im alten Preußen geschaffene Bernsteinzimmer musste als angeblicher Beleg für die „einzigartige russische Bernsteinkunst“ herhalten. Dieses mit allerlei weiteren Sumpfblüten garnierte Machwerk wurde über ein offenkundiges Camouflage-Autorenprofil einer angeblich halbdeutschen Autorin namens „Olivia Kroth“ verbreitet, über das seit einiger Zeit als „Artikel“ getarnte englische Werbetexte des Moskauer Wirtschaftsministeriums für Produkte verschiedener russländischer Industrien ins Netz gestellt werden. Mit dem jetzigen, in seiner Intention mehr als einfach zu durchschauenden Beitrag ist die mühsam aufgebaute Reputation der Netzseite als Werk von mehr oder weniger unabhängigen, in jedem Fall aber gegenüber der Regierung in Moskau nicht weisungsgebundenen ausländischen Russlandfreunden wohl dauerhaft desavouiert – ein rares Renommee-Kapital des Kremls im internationalen Propagandakrieg wurde so für einen weiterhin äußerst fragwürdigen Erfolg beim Bernsteinverkauf ziemlich unsinnig verbrannt.

Als verantwortlicher und überdies an der Materie „Bernstein“ auch noch interessierter Minister dieses schlecht geführten Hauses agierte während der gesamten „Reformzeit“ des Bernstein-Kombinats Maxim Oreschkin, den man lange als aussichtsreichsten Kandidaten für die Nachfolge von Präsident Wladimir Putin gehandelt, im Vorjahr aber offenbar auf höhere Weisung seitens der Duma geschasst und Anfang dieses Jahres schließlich im Zuge einer allgemeinen Verfassungs- und Regierungsänderung auf den freilich nur scheinrelevanten Posten eines ‚Wirtschaftsberaters des Präsidenten‘ hinwegbefördert hatte. Oreschkin gefiel sich in den Jahren zuvor als regierungsinterner Hauptgegenspieler des jungen Königsberger Gouverneurs Anton Alichanow, wenn es um die Gunst Putins für frische Spitzenkader mit erwartbaren Ambitionen auf höchste Staatsämter ging. Bei diesem Streit spielte das Thema „Bernstein“ stets eine bedeutende Rolle – durch die Bernstein-Brille sieht man auch manche Moskowiter Ränke klarer. Dass sich die Ambitionen Oreschkins zuletzt von einer fernen nach-Putinschen Zukunft zunehmend in die Gegenwart verlagerten, scheint ihn letztlich wohl ins dauerhafte Aus befördert zu haben. Auch seinem jetzigen Amtsnachfolger Maxim Reschetnikow dürfte mit dem „Gold der Ostsee“ wohl kein Sprung auf den Zarenthron beschieden sein.

Welches Schicksal auch immer den neuerlichen Versuchsballons des „ostpreußischen Sibirjaken“ Zazepin und der hochnotpeinlichen Werbung des Moskauer Wirtschaftsministeriums beschieden sein mag, in einem ist man sich im Königsberger Gebiet hinter vorgehaltener Hand sicher: Die „Neue Bernsteinstraße“ führt unverändert parallel zur Neuen Seidenstraße – hin zum Endziel China.

Herr über den Bernstein. Generaldirektor Michail Zazepin (Foto. Königsberger Bernsteinkombinat)

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