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Eine endlose Geschichte: Polnische Reparationsforderungen

„Beglichene Rechnungen soll man nicht noch einmal präsentieren – und schon gar nicht nach Jahrzehnten. Zwei europäische Länder halten das andres: Griechenland und Polen. Immer wieder einmal stellen sie Reparationsforderungen für den Zweiten Weltkrieg in exorbitanter Höhe“

So schreibt Bruno Bandulet in seinem Beitrag: Fern jeder Realpolitik. Zweiter Weltkrieg: Obwohl Polen früher auf Kriegsreparationen verzichtet hat, läßt Warschau erneut Ansprüche prüfen – nach über 70 Jahren (Junge Freiheit vom 25. August 2017, S. 9).

Der Chef der polnischen Partei Recht und Gesetz (PiS), Jarosław Kaczyński, auf einem Parteikongreß im Sommer 2017:

„»Wir reden von riesigen Beträgen und darüber, daß Deutschland sich lange geweigert hat, Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg zu übernehmen«.“

Wenn man sich damals auch nicht auf eine bestimmte Forderung einig war, so geisterten Summen zwischen 845 und 1.800 Milliarden Euro durch den polnischen Blätterwald; das konservative Wochenblatt Sieci legte noch eine Schippe drauf:

„»Sechs Billionen Dollar schulden uns die Deutschen für den Horror des Krieges«.“
Sechs Jahre später klingt die polnischen Reparationsforderung – nach dem seit Ende 2022 vorliegendem polnischen Gutachten – schon fast wie ein Schnäppchen: 1,3 Billionen Euro:

„Der Wahlkampf hat schon begonnen. Dieses Thema spielt darin eine gewichtige Rolle. »Die Deutschen haben ihre Schulden nicht beglichen und wir lassen nicht locker,« sagt der mächtigste Mann in Polen Jarosław Kaczyński“ (RBB wiederholt am 29. Juni 2023: https://www.rbb-online.de/kowalskiundschmidt/reportagen/streit-um-reparationsforderungen—soll-deutschland-an-polen-zah.html#top).

Offensichtlich schwillt den PiS-Leuten in Polen – Frontstaat im Ukrainekrieg – der Kamm: Unbestätigten Meldungen zufolge will man bei einer russischen Niederlage nicht leer ausgehen und phantasiert von einer Rückgabe der Enklave Königsberg und im Falle eines Auseinanderbrechens der Ukraine liebäugelt man mit Teilen der Westukraine.

Auf Reparationen hatten sich die sogenannten Alliierten – die Sowjetunion, Großbritannien und die USA (nicht auch Frankreich!) – auf der Potsdamer Konferenz geeinigt:

„Die geplanten Reparationen sollten nicht, wie es die Sowjets wünschten, aus Gesamtdeutschland herausgezogen werden. Statt dessen sollte sich jeder aus seiner eigenen Besatzungszone bedienen – eine reparationspolitische Spaltung Deutschlands noch vor der endgültigen politischen Teilung. Im Gegenzug akzeptierten die Amerikaner die Oder-Neiße-Linie und die »Überführung« der Ostdeutschen in den Westen. Außerdem wurde vereinbart, daß die Sowjetunion die Reparationsansprüche Polens aus ihrer Zone zu befriedigen hatte, während die Westmächte mit den übrigen Staaten teilten.“

Ergo lag es im sowjetischem Ermessen, was und wieviel Polen aus der Beute bekam: Die Alliierten schalteten und walteten nach Gutdünken, eine deutsche Verantwortlichkeit gab es nicht.

Fünf Verbündete des Dritten Reiches schloßen Friedensverträge mit den Alliierten, nicht aber mit dem Verlierer des Zweiten Weltkrieges: Dieses „Damoklesschwert der Reparationen“ schwebte noch 1990 über den Zwei-plus-Vier-Verhandlungen 1990 über Deutschland: Vieles spricht dafür, so Bandulet weiter, daß Helmut Kohl

„damals nur deswegen mit der völkerrechtlichen Anerkennung der Oder-Neiße-Linie zögerte, um im Gegenzug das Reparationsproblem loszuwerden. Dieses gelangte denn auch nicht in den Vertrag und war damit erledigt. Alle Seiten waren sich einig, daß der Vertrag eine endgültige Regelung der aus dem Krieg rührenden Fragen bringen sollte und als Ersatz für einen Friedensvertrag anzusehen sei.“

Kohl und Genscher sahen – darüber läßt sich im Nachhinein streiten – das Zeitfenster zur Wiedervereinigung nur einen Spaltbreit offen: Für einen Friedensvertrag mit den 55 Kriegsgegnern – dies wurde seinerzeit in der Öffentlichkeit auch nicht groß kommuniziert – drängte die Zeit. Polen hätte jetzt – 1990 – die Gelegenheit gehabt, Reparationsforderungen zu stellen: Es stellte aber keine. Andererseits hatte Polen schon 1953 „auf weitere deutsche Reparationen verzichtet.“

Zudem wurden Polen nach dem Warschauer Vertrag mit der BRD 1972 für NS-Opfer 100 Millionen DM ausbezahlt, die allerdings nur zu einem Bruchteil bei den Opfern landeten. Nichtdestotrotz gab Deutschland Polen 1975 noch einen Finanzkredit von einer Milliarde DM,„der sich später als Geschenk entpuppte. Zusätzliche Milliarden flossen ab 1976 und nach 1990.“

Bandulet meint in seinem Artikel aus 2017: „Gegenrechnungen aufzumachen gilt im heutigen Deutschland als politisch inkorrekt.“ Im Zusammenhang mit dem Warschauer Vertrag argumentierte Willy Brandt gegenüber dem polnischen KP-Führer, Władysław Gomułka,

„daß Polen ein Drittel des deutschen Staatsgebietes erhalten habe und dazu das Eigentum der deutschen Vertriebenen von kaum mehr schätzbarem Wert. Der materielle Wert des südlichen Ostpreußens, Ost-Pommerns, Ost-Brandenburgs und vor allem Schlesiens mit seiner Industrie, seinen Kohlebergwerken und anderen Rohstoffvorkommen: Wer sollte die Milliardenwerte berechnen!“

Polen trat 2004 offiziell der EU bei:

„Nach Berechnungen von Franz-Ulrich Willeke, emeritierter VWL-Professor an der Universität Heidelberg, kamen von EU-Nettoleistungen, die Warschau im Zeitraum 2003 bis 2014 aus Brüssel erhielt, stolze 25,5 Milliarden Euro aus Deutschland“ (Bandulet).

Seit 2017 vergeht kein deutsch-polnisches Treffen, ohne daß Polen nicht seine Reparationsforderungen immer wieder vorbringt, so erneut, wie oben erwähnt, in diesem Sommer. Entsprechend handelt die polnische Regierung „fern jeder Realpolitik“ (Bandulet).

Leidtragende hierbei sind die Angehörigen der deutschen Minderheit, denn, darauf wurde in unserem Kurier mehrfach verwiesen, diesen werden die Gelder für Deutschunterricht gekürzt.

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