Eine Gedenktafel, gestiftet vom amerikanischen Kongreß (angebracht am 17. Dezember 2019), am ehemaligen habsburgischen Militärkasino am Temeswarer Paradeplatz (heute: Freiheitsplatz, rum. Piaţa Libertăţii, ung. Szabadság-tér) erinnert an den am 15./16. Dezember 1989 begonnenen Aufstand gegen die kommunistische Diktatur.
Zugegeben: Die Gedenktafel ist etwas unauffällig und – Zufall oder nicht – recht hoch angebracht; sie kann von dem flüchtigen Passanten fast nicht wahrgenommen werden. In dem in der Quergasse zum Opernplatz liegendem Informationsbüro der Stadt ist ihre Existenz unbekannt. Unterschrieben ist sie allerdings von einem gewissen Donald Trump . . .
Bis es allerdings dazu kam, ist viel Wasser den Begafluß heruntergefloßen und es hat die Temeswarer viel Blut, Tränen und Leid gekostet, bis die sogenannte Revolution mit dem Tod des nationalkommunistischen Diktators am ersten Weihnachtstag ein eher unrühmliches Ende nahm.
Einer der wenigen deutschen Zeitzeugen der Erhebung, der diese unmittelbar beschrieb, ist der Journalist und Autor Hans Bohn. Im Kapitel: Die Lazarusnacht von Temeswar. Chronik des Volksaustandes vom Dezember 1989 in von ihm 1993 erschienenem Buch Verlorene Heimat (Temeswarer Helicon-Verlag) schildert er die Vorgeschichte, die Anfänge und die heiße Phase der Temeswarer „Revolution.“
Nach einer Generation – dieser Zeitraum geht etwa über 30 Jahre – gibt es noch immer keine zuverläßige Geschichte der Ereignissen vom Dezember 1989, umso mehr wäre eine überarbeitete und mit Fußnoten versehene Neuauflage des Beitrages von Hans Bohn nötig.
Während die Kämpfe zwischen den „Terroristen“ – wie man die letzten Anhänger Ceauşescus sowie die Geheimpolizisten der Securitate nannte – und den Revolutionären im restlichen Land weitergingen, erklärte sich Temeswar am 22. Dezember 1989 zur befreiten Stadt:
„Am Weihnachtstag war es in der Stadt wieder ruhiger geworden. Wir filmten mit Djordje Nikolič und Friedrich Orter beim Continental-Hotel. Plötzlich wurde geschossen [ . . . ] Im rumänischen Fernsehen erklangen nach trübseligen Weihnachtstagen entlang von Jahrzehnten, erstmals wieder Weihnachtslieder. Auch deutsche Weihnachtslieder: »Leise rieselt der Schnee« . . . und »O du fröhliche Weihnachtszeit . . . !« Welch ein rührseliges Erlebnis für uns und unsere Kinder. Die Kinder in Temeswar hatten weder Geschenke, noch ein Stückchen Schokolade oder eine Orange bekommen, hingegen hatte auch mein Peterle zum ersten Male in seinem Leben ein deutsches Weihnachtslied auf dem Bildschirm gehört! Das »Freie Temeswarer Fernsehen« sendete jetzt bis in die Nacht hinein“ (Bohn, S. 245).